Wenn Winter ist und das Kreuz tut weh

Ich wache auf und es ist kalt – auf eine Art sogar unter der Decke. Durch sämtliche kleine Ritzen am Rand kriecht diese Unfreundlichkeit herein, die aus vielleicht 10 oder 11 Grad Celsius besteht.

Klar, ich habe gestern auch nur den kleinen Ofen eingeheizt: den in der Wohnküche, nicht den großen, der die Heizkörper im gesamten Haus versorgt.

Auch das Kreuz tut wieder weh. Mittlerweile sogar im Liegen (auf dieser tollen Gesundheitsmatratze, für die noch immer Raten anfallen).

Die Kätzchen fangen an, unruhig zu werden. Sie wollen ihr Frühstück haben.

Ich grabe mich noch tiefer ein unter die Super-Isolierdecke auf der teuren Gesundheitsmatratze. Aber es hilft nichts: Ich muss da hinaus. Die Kätzchen Versorgen, den Ofen Heizen (da fällt mir ein, dass das Holz bald ausgeht)… Arbeiten gibt es zu erledigen, Besorgungen zu machen.

Zu allem Überfluss kratzt es im Hals. Also zügig raus in die Kälte, um es später dann warm zu haben.

Vorsichtig Aufstehen (ja, ja, das Kreuz), Hausschuhe an, weg mit den Vorhängen… Draußen liegt Schnee. – Soll das jetzt ein böser Witz sein? Heute, wo mir die Tabletten ausgehen?

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Alle kennen wir diese Tage. Auch wenn die Themen variieren, sind uns solche Gefühle vertraut: Ohne Rücksicht auf unser Schwächeln empfängt uns draußen ein rauer Tag. Da schreit es förmlich nach unserer Stärke, um dem kräftig einzuheizen. Wenn es nicht wir tun, wer denn sonst?

Hier lassen mich auch meine Katzen im Stich – also muss ich selber ran.

Zwei Stunden später schnurren die Öfen. Beide. Ich tu mal, als wäre ich reich und als wären nicht beide Holzlieferanten in Rente gegangen.

Jetzt sitze ich bei meinem zweiten Kaffee, Kater Morl liegt auf dem Schoß und der Schnee taut inzwischen von selber. Ist ja auch März – bald kommt der Frühling.

Langsam finde ich den Tag auch gar nicht mehr so schlimm: Gefütterte und zufriedene Katzen, ein wenig Bewegung, brennendes Holz… ja, ich habe nebenbei sogar einen Artikel geschrieben.

Das Leben kann so einfach sein. Und sie haben mir doch geholfen, die Kätzchen: Sie haben mir beigebracht, mich über die kleinen Dinge zu freuen.

Ein Fixstern der Geborgenheit

Wieder hat einer gesagt: „Ich kann dir nur Freundschaft bieten.“ Liebe wurde dir verwährt – ja dir, der man häufig schon Liebe verwährte und die das schon nicht mehr hören kann.

Oder man hat dir den Job genommen. Es gäbe eine produktivere, effizientere Alternative. Und du, der du diesen Job so brauchtest, lässt die Schultern auf eine Art hängen, dass dich nun garantiert niemand mehr produktiv und effizient finden wird.

Vielleicht bist du auch krank geworden. Man hat dir etwas amputiert. Du wurdest subjektiv entstellt, entmachtet und deines Mutes beraubt.

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Was dir auch geschehen sein mag: nun tätest du wirklich gut daran, die Liebe eines Tieres zu haben.

Ich weiß noch, wie es vorher war – bevor die Katzen kamen. Da hatten Umstände so viel Macht; Gegebenheiten bestimmten mein Leben. Von anderen Menschen hing es ab, ob ich glücklich oder wütend, zufrieden oder verzweifelt war.

Heute hätte ich nicht mehr die Kraft, derartigen Seegang zu meistern. Die Jugend liebt das Wellenreiten… und ich habe mich ausgetobt. Nun bin ich des Achterbahn-Fahrens müde. Die Launen des Lebens sind mir zu viel, wenn mein Wohl davon abhängen muss.

Doch – oh Freude – so ist es nicht mehr. Es gibt einen sicheren Hafen, der da ist, auch wenn die Wellen sich an mir brechen. Dann kuschle ich mich in weiches Fell, atme den Duft der Geliebten ein, von denen ich weiß: Sie werden da sein.

Sie werden da sein, wenn Menschen mich meiden. Sie sind da, wenn die Schultern hängen, wenn ich mich alt und hässlich fühle. Man könnte mir Nase und Ohren abschneiden, und sie wären immer noch da.

Mutlosigkeit und Versagensangst, Alter und Armut, Krankheit und Not: Sie alle verlieren enorm an Macht, wenn nur ein einziges Tier dich liebt. Die Liebe von Tieren ist wie ein Fixstern, der dir auch durch stürmische Zeiten hilft: ein Fixstern der Geborgenheit.

Sensible Anmut, stolzer Charme: Über die Anziehungskraft der Katze

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Wir wissen, dass sie einst nützlich waren, weil sie Fressrivalen fingen. Wie sollte ein Mensch seine Vorratskammer auch effektiv vor Mäusen schützen – vor all denen, die unbemerkt im Untergrund ihre Tunnel gruben? Ein Zugang zum Lehmkeller war schnell geschafft… wo maus sich vermehren konnte und tagtägliche Motto-Partys feiern zum Thema „Schlaraffenland“.

Also schufen wir Katzenjobs. Als Bezahlung erhielten sie Logis in Schuppen und Ställen.

Inzwischen sind viele Jahre, Jahrzehnte, Jahrhunderte ins Land gezogen. Die ursprüngliche Funktion der Katze für uns Menschen ist kaum noch gegeben.

Dennoch suchen wir ihre Gesellschaft. Das Kätzische zieht uns Menschen an, schlägt uns in seinen Bann.

Wer selbst auf die abscheuenswürdige Ignoranz von Inquisitoren so viel Eindruck machen konnte, dass er als „satanisch“ verfolgt und einem „gefallenen Engel“ gleich panisch ins Feuer geworfen wurde… so jemand muss wirklich mächtig beeindrucken.

Woran liegt das? Was hat dieses Wesen so Magisches an sich?

Sehen wir einmal genauer hin: Was haben uns die Katzen zu sagen, was leben sie uns vor?

Nun – könnte man das in Kürze beschreiben, so gäbe es diesen Blog wohl nicht.

Hier möchte ich jedoch versuchen, einen kurzen Überblick über die Mechanismen zu schaffen, mit deren Hilfe das Wesen Katze uns Menschen so sehr faszinieren kann.

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Kooperation statt Unterordnung

Ja, wir gaben ihnen Jobs. Warfen ihnen Reste hin. Stellten ihnen unsere Ställe, nicht unsere Betten zur Verfügung. Doch ließen sie sich dadurch knechten?

Wer das glaubt, ist sehr naiv. Katzen ordnen sich nicht unter. Sie machen Deals. Sie kooperieren, sofern es ihnen gut damit geht. Diese Tiere sind gut darin, sich Überblicke zu verschaffen. Sie kennen ihre Umgebung gut und wissen, was wo zu holen ist. Sofern sie sich frei bewegen kann, wird die Katze sich selbst entscheiden, wo und bei wem sie bleiben möchte, was oder wer ihr wichtig wird.

Nicht alle Menschen können das. Der Mut zur Trennung, zum Orts- oder Jobwechsel ist keine selbstverständliche Sache für Vertreter der menschlichen Art. In unserer Spezies ist es üblich, Bequemlichkeit über Glück zu stellen, Vertrautes über den Mut zur Freiheit.

Voller Neid und von Ehrfurcht ergriffen schielen wir zu diesem Wesen hinüber, dem es so leicht zu fallen scheint, seinen ganz eigenen Weg zu gehen.

 

Natürliche Anmut und Eleganz

Sie sind eine Augenweide; geben wir es ruhig zu. Ob dick oder dünn, kurz- oder langhaarig, klein oder riesig, frech oder faul: Wenn man eine Katze ist, scheint all das keine Rolle zu spielen. Man ist vor allem eines: schön.

Wie machen sie das? Nun, sie sind wild. Wild sein bedeutet ursprünglich sein, authentisch und selbstbewusst. Es bedeutet, die eigene Natur unverkrampft ausdrücken zu können.

Das auch wir Menschen das lernen können, ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass es uns nicht so leichtfällt, wie es für Katzen von Anfang an ist.

In diesem Blog möchte ich versuchen, Ihnen ein wenig dabei zu helfen.

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Ein Raubtier zum Kuscheln

Katzen sind stark und unabhängig – und dennoch unschuldig wie Kinder. Sie sind stolz wie liebesfähig, zärtliche Waffenträger. Ihr Fell ist weich, ihre Krallen sind scharf.

Wenn eine Katze zum Menschen geht, tut sie es niemals aus Schwäche. Ihre Zuneigung ist freiwillig, ihre Liebe echt.

Verdienen wir uns diese Liebe, erweisen wir uns ihrer als würdig, dann wird sie immer für uns da sein. Sie wird uns trösten, wenn wir trauern, wird uns ihre Lebensfreude wie ihre Wärme schenken.

Verlieren wir uns zu sehr in Gedanken, so holt sie uns gerne ins Hier und Jetzt. So kann sie uns helfen herauszufinden, was gut tut und wirklich wichtig ist.

Stark und stolz, weich und warm wird sie da sein. Wer dies zulässt, wird reich belohnt.